Weihbischof Weider trägt ein besonderes Kreuz, das er zur Zeit der
Trennung im Osten trug - ein Statement , dass er Berlin als Ganzes sieht mit Jesu Kreuz verbunden.

Berlin

Weihbischof Weider: 1989 erlangte Freiheit wird oft missbraucht

Berlin (KNA) Mit einem Gottesdienst an der Mauer-Gedenkstätte haben Berliner
Christen verschiedener Konfessionen und Nationen den "Tag der deutschen
Einheit" gefeiert. Bei der "Kapelle der Versöhnung" in der Bernauer Straße
mahnte der emeritierte Berliner Weihbischof Wolfgang Weider, die vor 25
Jahren wiedergewonnene Freiheit und Würde für alle Deutschen nicht als
"etwas Selbstverständliches" zu nehmen. Zugleich kritisierte er, "dass diese
Freiheit heute sogar hier in Berlin leider oft schamlos missbraucht wird".

"Die Würde des Menschseins besitzen auch die vielen ungeborenen Kinder, die
durch Abtreibung getötet werden", betonte Weider. Darauf habe vor zwei
Wochen erneut ein "Marsch für das Leben" hingewiesen. Die Kundgebung habe
jedoch "viele hasserfüllte Gegendemonstranten auf den Plan gerufen, die
erstaunliche Unterstützer selbst in den höchsten Kreisen der etablierten
Parteien fanden", so der emeritierte Weihbischof. Er verurteilte, dass
"fanatisierte Verfechter für das Recht auf die Tötung ungeborener Kinder"
Kirchenfassade und Pfarrsaal der Herz-Jesu-Gemeinde in Berlin-Mitte massiv
beschädigt hätten. "Für diesen Missbrauch hat uns Gott die Freiheit in
unserer Stadt und unserem Land nicht geschenkt."

"Der Dank für die wiedererlangte Freiheit nach der Wende wäre unglaubwürdig,
wenn wir nicht mit aller Entschiedenheit für den rechten Gebrauch der
Freiheit, nämlich für das Recht auf das Leben der noch nicht Geborenen, aber
auch für das Recht auf das Leben der noch nicht Gestorbenen sowie für das
Recht auf Religionsfreiheit kämpfen würden", betonte Weider. Er rief auch
dazu auf, sich für die Flüchtlinge einzusetzen. "Wir dürfen sie nicht
abweisen und allein lassen. Wir müssen ihnen einen Platz bei uns zum
Überleben geben."

Nach dem Gottesdienst führte eine Prozession entlang der Mauer-Gedenkstätte
zur Christus-Kirche. Dort berichtete Pastor Sergej Demidowitsch, der einer
ukrainischen Pfingstkirche angehört, über die Situation im umkämpften Osten
seines Heimatlandes. Veranstalter des Festes waren der Diözesanrat der
Katholiken im Erzbistum Berlin und das ökumenische Netzwerk "Gemeinsam für
Berlin".

(C) 2013 Katholische Nachrichten-Agentur (KNA)

Die Predigt von Weihbischof Weider können Sie hier runterladen.

Fotos: Rosemarie Stresemann/privat


Hannover

Wir (Mitglieder der Ev. Allianz Hannover) haben uns mit ca. 60 Leuten zu einem Gebetsauftakt mit Lobpreis und Impuls (aus dem Buch Wunder der Freiheit und Einheit!) in einer nahegelegenen Kirche zusammengefunden, wo sich die Leute am Schluss den Bundesländer-Verantwortlichen zuordnen konnten. In Kleingruppen sind wir dann in Richtung Maschsee / Ländermeile gezogen, um spezifische Themen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kirche (was von den Verantwortlichen schriftlich vorbereitet war) im Gebet vor Gott zu bringen. Jede Gruppe hat sich geeignete Plätze gesucht, um vor Ort gemeinsam zu beten, auch betend einfach durch die Meile zu gehen. Es war schön zu erleben, wie sich für jedes Bundesland Menschen fanden, die einen besonderen Bezug dazu hatten. Zum Teil gab es auch gute Gespräche mit den Verantwortlichen der Stände. Einige Beter werden weiter für das entsprechende Bundesland beten. Die Bayern-Gruppe bekam von Gott den Bibelvers: Offenbarung 2, 3-5 und sie haben entsprechend für neue Liebe zu Gott gebetet.
Insgesamt besteht in der Allianz-Gruppe eine große Motivation, nächstes Jahr wieder am selben Tag eine Gebetsaktion zu machen und das vielleicht sogar zur Tradition werden zu lassen.  - Wir hatten eine geistlich gute Atmosphäre und ich glaube auch, dass so etwas Christen der Stadt mehr zusammen bringen kann.
 


Gießen

Worte, die zu Herzen gehen

RÜCKBLICK Pfarrer Matthias Storck spricht in Johanneskirche über seine Zeit in DDR-Haft

GIESSEN - (ewe). Eine bewegende Predigt von Pfarrer Matthias Storck aus Herford erlebten 120 größtenteils ergriffene Gottesdienstbesucher am gestrigen Tag der Deutschen Einheit in der Johanneskirche. Storck, 1956 geboren und in Ost-Berlin aufgewachsen, berichtete, eingebettet in eine durchaus missionarische Predigt, von seinem eigenen Erleben und Erleiden im SED-Unrechtsstaat, das mit dem Freikauf von ihm und seiner Ehefrau Christine durch die Bundesrepublik im Jahre 1980 endete. Ausdrücklich sprach Storck von einem „Unrechtsstaat DDR“. In diesem habe es mit Sicherheit auch soziale Leistungen für die Bürger und auch integere und sogar bewundernswerte Menschen gegeben. Dennoch sei die DDR ein Unrechtsstaat gewesen. Die aktuelle, kontrovers geführte Diskussion um diesen Begriff nannte Storck eine „Farce“.

Der Pfarrerssohn stand auch in der DDR für seine Überzeugungen ein. Da diese nicht staatskonform waren – Storck hatte Kontakte zu den Dissidenten um Wolf Biermann –, weil er sich beispielsweise aktiv gegen die Einführung des Wehrkundeunterrichts an Schulen engagierte, blieb seine Geradlinigkeit nicht folgenlos. Am 2. Oktober vor 35 Jahren wurde er mit seiner Frau in Greifswald unter dem Vorwurf der versuchten Republikflucht verhaftet. Es folgten 14 Monate in DDR-Gefängnissen. Dass er sich in den Haftanstalten trotz aller Schwierigkeiten, Repressalien und unmenschlichen Lebensbedingungen „frei und reich“ fühlte, dass seine Seele gestärkt wurde, ist für Storck ein Geschenk, eine besondere Zuwendung Gottes. „Vor, in und mit Gott erfahren wir alle Freiheiten, die über alle Macht dieser Welt gehen.“

Dass er nach Monaten der Haft seinen Vater wiedersehen und mit ihm in der Zelle das Abendmahl feiern durfte, ist eine der eindrücklichsten Erinnerungen des Pfarrers. Auch die an seinen ersten Mitgefangenen, einen 19-jährigen Jungen, mit dem er alles teilte und dem er sein Innerstes offenbarte, wie auch umgekehrt. Der sich aber dann im Nachhinein als Spitzel herausstellte, den man allerdings mit perfiden Mitteln dazu gezwungen und erpresst habe. Er sei froh, dass der Junge „nicht den Helden gespielt“ habe und verstehe, dass er über alles habe berichten müssen.

Denn, so Storck: „Wer in einem solchen Staat nicht zum Verräter geworden ist, hat die Gnade Gottes erfahren.“ Ebenso sei es eine Gottesgnade, nun in einem freiheitlichen Staat leben zu dürfen. Gleichfalls sei und bleibe es ein gnädiges Geschenk, „wenn wir uns immer wieder bewusst erinnern, dass es auch anders sein kann“.

Storck, heute Pfarrer in Herford, bedankte sich ausdrücklich „für eine wunderbare Zeit in Gießen“ nach seiner Übersiedlung in den Westen, in eine neue, völlig andere Welt, in der er freundlich aufgenommen worden sei und in der er lernen durfte, in und mit Freiheit leben und diese genießen zu können. Der Redner dankte ganz gezielt der Johannesgemeinde Gießen, die eine der ganz wenigen sei, die am Tag der Deutschen Einheit einen Dankgottesdienst abhalte. Und das nun schon ununterbrochen seit 25 Jahren. „Ich bin tieftraurig darüber, dass in Deutschland nur ganz wenige Gottesdienste aus diesem Anlass gefeiert werden.“

Die gesamte Gottesdienstgemeinde spürte bei Storck, dass er dankbar ist angesichts des Verlaufs seines Lebens, heute über all diese Erlebnisse sprechen zu können, und wie wertvoll für ihn individuelle Freiheit und wie segensreich es ist, sich dafür bei Gott bedanken zu dürfen. Selten wohl wurden in einem Gottesdienst so viele Taschentücher benötigt, um offene und heimliche Tränen abzuwischen. Die Predigt ging wahrlich zu Herzen. Seinen Lebensweg hat Storck in dem Buch „Karierte Wolken“, erschienen im Gießener Brunnen-Verlag, aufgezeichnet. Das Vorwort dafür schrieb Wolf Biermann. Foto: Ewert

© Gießener Anzeiger Verlags GmbH & Co KG - Alle Rechte vorbehalten


Frankfurt am Main

Ein Bericht aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.


Körner-Volkenroda

Gottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit

Es ist nicht selbstverständlich, dass der 3. Oktober, der Tag der Deutschen Einheit, kirchlicherseits gefeiert wird. In der Jesus-Bruderschaft Kloster Volkenroda, wo die Einheit in vielfältiger Weise eine Bedeutung bekommen hat, haben wir diesen Tag schon von Anfang an mit einem Dankgottesdienst geehrt. Die Frage „Soll ein Gottesdienst stattfinden?“  wurde zwar auch dieses Jahr wieder gestellt, aber einmütig für selbstverständlich gehalten. Sr. Johanna und Br. Markus erklärten sich bereit, Pfarrer Albrecht Schödl zu unterstützen und zwar nach ihren Vorlieben und Begabungen: Sr. Johanna schlug einen Tanz vor, Br. Markus wollte die Fürbitten übernehmen.

Das Wort der Predigt kam aus Deuteronomium 8, 1 – 18, und lehrt, wie wir ‚von Israel und seinem Umgang mit der Geschichte lernen‘ können und ‚Die Gegenwart der Geschichte eröffnet Zukunft.‘

Die Gottesdienstbesucher sollten alle bei den Fürbitten einbezogen werden. Leere Kärtchen und Stifte wurden ausgeteilt und Pinnwände aufgestellt. Nach einer kurzen Erklärung, brachten alle ihre Fürbittanliegen aufs Papier und hefteten sie vorne an die Pinnwände. So waren im Nu über dreißig Karten an der Wand. Br. Markus brauchte sie nur noch laut und deutlich vorzulesen. Als Gebete von allen stiegen sie zu Gott empor. Es kam ein wunderbares, vollständiges Spektrum von Fürbitten zustande: Bitte um Dankbarkeit im Volk, Hinwendung zu Gott und Bitte um vielfältigen Segen genau so wie Bitten um mehr Einigkeit und Gerechtigkeit in der Kirche und in der Öffentlichkeit; und es fehlten nicht die Bitten betreffend Flüchtlingen, Antisemitismus und Freiheit von unterdrückten Völkern und Minderheiten.

Danach bildeten die Gottesdienstbesucher – fast alle -, die mittanzen wollten einen Kreis. Auf eine fröhliche, getragene Melodie schritten wir im Kreis, lösten dann an einer Stelle die Hände und tanzten in zwei Reiher weiter. Und vereinten uns am Schluss wieder zu einem Kreis.

So haben drei schöne Akzente des diesjährigen Gottesdienstes zum 3. Oktober einen dankbaren Nachgeschmack hinterlassen. Es muss auch nächstes Jahr wieder gefeiert werden!


Lübeck-Schlutup

Morgens um 10:00 Uhr sammelten sich über 400 Besucher unter und um das an den Seiten offene Veranstaltungszelt auf dem Rasen vor der Grenzdokumentationsstelle. Dann kamen über 40 Biker aus den umliegenden Gegend mit ihren schönen Motorrädern noch dazu. Zur gleichen Zeit erreichten uns Pilger-Geschwister aus der Gruppe des Wächtergebets aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg um den Gottesdienst und die Gebetswanderung mit uns am 03. Oktober zu teilen. Der Gottesdienst startete um 10:30 Uhr und wurde gestaltet von Pastoren aus Lübeck-Schlutup, Herrnburg und Selsmdorf, einem katholischen Diakon und Simone Bode und mir von der Gruppe der Gebetswanderer.  Simone und ich gaben neben der Pröpstin Petra Kallies den geistlichen Input. Der katholische Diakon ging zum Abschluss der Feier segnend von einem zur anderen Beter unserer Gruppe. Psalm 18, Psalm 145 und eine Reihe andere Psalmworte prägten und begleitete uns an diesem Tag.
 
Anschließend fanden wir uns zu einer längeren Gebetseinheit mit ca. 45 Betern am Rande des Geländes ein, um für einen geistlichen Aufbruch dieser nördlichen Region zu beten. Mit einem Segensgebet von einigen Freunden, die nicht mit der Truppe wandern konnte, starten wir zur ersten Runde längs der Trave zum Dassauer See.
Die Ortsgemeinde in Schlutup empfing uns am Spätnachmittag. Gut gestärkt beendeten wir mit einem Gottesdienst in der St. Andreas-Kirche den ersten Tag.  Pastor Kai Schäfer und Mitglieder des Kirchenvorstandes haben sich um uns wunderbar gesorgt.
 
Den 04. Oktober starten wir mit einem Segensgebet durch den Ortspastor und dann ging es zur ersten ganztägigen Gebetwanderung längs der ehemaligen Zonengrenze auf dem Kolonnenweg und weiter an der Wakenitz nach Groß Grönau. Empfang und Übernachtung fand im Gemeindezentrum des Bundes freier evangelischen Gemeinden in Lübeck statt. Eine Jugendgruppe der Ecclesia Gemeinde Lübeck kochte für uns Beter das Abendessen und wir teilten mit ihnen unser Anliegen mit der Gebetswanderung.
 
Die Gebetswanderung am Erntedankfest starteten wir mit einer gemeinsamen Abendmahlfeier und dann ging es weiter bis nach Ratzeburg zur Herberge im katholischen Gemeindezentrum St. Ansverus.

Ein Bericht von Lorenz Reithmeier.
Bildnachweis: Ingo Socha/privat

Zurück

 


Point Alpha

Pressemitteilung zum Tag der Deutschen Einheit 2014 in der Gedenkstätte Point Alpha

 

Nach der gemeinsamen Kranzniederlegung für die Opfer der deutschen Teilung verwies Melville in der Gedenkstätte Point Alpha und im ehemaligen US-amerikanischen Beobachtungsstützpunkt darauf, dass an diesem bedeutsamen Ort des Kalten Krieges Amerikaner und Deutsche für mehr als vier Jahrzehnte Seite an Seite standen. Dieser Ort stehe für unsere „gemeinsamen Prinzipien, für unser Vertrauen in die Zukunft und für den Triumph der Hoffnung“. Diese Partnerschaft und die gemeinsamen Werte und Interessen zu forcieren sei die zentrale Aufgabe der transatlantischen Beziehungen.

Eva Kühne-Hörmann, Hessische Ministerin der Justiz, und Uwe Höhn, Minister für Wirtschaft, Techologie und Arbeit, richteten die Grußworte der hessischen und thüringischen Landesregierungen an die Besucher. Die hessische Justizministerin würdigte Point Alpha als „feststehenden Begriff der Deutsch-Amerikanischen Verbundenheit und als Synonym für die Unterstützung der Alliierten im Kampf für die Demokratie in Deutschland“. Mit Blick auf die internationalen Krisen und die Flüchtlingsproblematik verwies Uwe Höhn auf die Werte der Friedlichen Revolution von 1989, die die wesentliche Richtschnur für die gemeinsame Bewältigung dieser Herausforderungen sein müsse. Diese Werte und auch die Mechanismen eines diktatorischen Systems einer jungen Generation zu vermitteln, seien die zentralen Aufgaben der Gedenkstätte Point Alpha und ihrer politischen Bildungsangebote, so der Direktor der Point Alpha Stiftung Volker Bausch. Der Stiftungsratsvorsitzende, Herr Prof. Hans-Joachim Jentsch, mahnte dazu, die Betrachtung der DDR als Unrechtsstaat nicht aufzuweichen, sondern sich stets an die Unterschiede des Lebens in einem demokratischen oder diktatorischen System zu entsinnen.

Die Feierlichkeiten am 03. Oktober begannen mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Gedenkstätte Point Alpha, in dem die Fürbittgebete der friedlichen Demonstranten aus der Leipziger Nikolaikirche 1989 vorgelesen wurden. Bruno Heller, Domkapitular in Erfurt und Leiter der Thüringischen Caritas, erinnerte an den Mut der Menschen, die auf die Straße gingen, um Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Freizügigkeit einzufordern.

Die Feierlichkeiten wurden mit dem traditionellen Familientag in der Gedenkstätte Point Alpha abgerundet. Kinder konnten Basteln, Äpfel pressen oder sich an den Malstationen künstlerisch betätigen. Für die Erwachsenen gab es einen Rhöner Spezialitätenmarkt, der sich wie jedes Jahr einer außerordentlich hohen Beliebtheit erfreute. Ein besonderes Highlight des Tages war die Übergabe der „Huey“ (Modell UH-1D), dem meist gebauten Hubschrauber zur Zeit des Kalten Krieges. Die Heeresfliegerwaffenschule Bückeburg hatte den Hubschrauber hergerichtet und der Gedenkstätte zur Verfügung gestellt. Der Stiftungsdirektor Volker Bausch dankte der Heeresfliegerwaffenschule und ihren Auszubildenden für die großartige Unterstützung.

Quelle: www.pointalpha.com


Das Rathaus von Schweinfurt und ein Trabi.
Free Gospel Singers aus Zeil, Leitung Herr Winkelmann
Christian Lorch (CVJM) aus dem Leitungskreis eröffnete die Veranstaltung, stellte mit Horst Ackermann die beteiligten Verantwortlichen vor und erläuterte, wie es zu dem Miteinander der Gemeinden und Bewegungen gekommen ist. Zum ersten Mal wurde eine große Veranstaltung aus diesem Kreis gemeinsam geplant und verantwortet.
Schirmherr OB Sebastian Remele bei seinem Grußwort — hier: Schweinfurt.
OB, Zeitzeuge Klaus Rudolph und die beiden Dekane der evangelischen und katholischen Kirche im Gespräch
Klaus Rudolph
Ein Ausschnitt der während der Veranstaltung gefüllten Danke-Pinnwand.

Schweinfurt

Das Wunder der Freiheit - aus politischer und geistlicher Sicht

Dankfeier am Tag der deutschen Einheit

Schweinfurt, 3. Oktober 2014. 25 Jahre friedliche Revolution - 25 Jahre Öffnung der Mauer: Auf der Webseite www.3-oktober.de sind 40 Orte aufgezählt, die dazu Gottesdienste und Aktionen geplant haben, von B wie Bayreuth bis Z wie Zwickau, dazwischen auch Schweinfurt. 

Die Liste der hier Beteiligten neben dem offiziellen Veranstalter, dem CVJM Schweinfurt e.V., war fast ebenso lang, vor allem spektrenreich: die evangelische Auferstehungskirche am Bergl, die Biblische Gemeinde, Evangelische Allianz, Geistliche Gemeindeerneuerung, Landeskirchliche Gemeinschaft, auch das evangelische Dekanat und das katholische Stadtdekanat. Um die Trias Danken – Feiern – Beten ging es allen, obwohl der Anlass eigentlich ein politischer war, nämlich – am Tag der deutschen Einheit – das Gedenken an den Fall des Eisernen Vorhangs vor einem Viertel Jahrhundert.

Bei bestem Wetter hatten sich schon während des nachmittäglichen Vorprogramms alle Sitzplätze auf dem Marktplatz vor dem Rathaus gefüllt. Denn da heizten bereits Musikgruppen mit ebenfalls recht unterschiedlichen Stilrichtungen mächtig ein, die dann auch die Dankfeier mit vielen schmissigen Einlagen auflockerten und bereicherten: unter anderem die Percussiongruppe Samba Areia aus Sand am Main, der Chor Free Gospel Singers aus Zeil am Main und der evangelische Posaunenchor Schweinfurt unter Leitung von Wolfhart Berger.

Gemeindereferent Johannes Michalik von der Auferstehungskirche begrüßte alle und stellte das geistliche Beisammensein unter das Thema „Das Wunder der Freiheit“: geöffnete Grenzen, geeintes Deutschland!

Während Michalik 1989 erst ein Jahr alt war, konnte sich Oberbürgermeister Sebastian Remelé in seinem Grußwort noch sehr gut an jene Tage, als er gerade sein Abitur machte, erinnern. Auch die PKW-Reisen zuvor, zur Tante nach Leipzig, haben sich tief in sein Gedächtnis eingegraben: das beklemmende Gefühl an der DDR-Grenze und wie die Kontrolleure bei der Ausreise mit einem Stück Draht im Benzintank stocherten, um vermeintlich geschmuggelte Menschen ausfindig zu machen. Remelé lobte die gut vertretene Jugend, die Interesse an den politischen Ereignissen damals zeige, und meinte: „Das Wunder der friedlichen Wende hat sicher auch eine religiöse Komponente.“

Genau diesen Akzent setzten die Vertreter der beiden großen Kirchen Schweinfurts in ihren Grußworten: Dekan Oliver Bruckmann artikulierte seinen Dank dafür, in diesem Land als freier Mensch leben und seinen Glauben ungehindert ausüben zu können. Doch in vielen anderen Ländern gebe es Schikane und Verfolgungen von Christen, ja inzwischen selbst in deutschen Flüchtlingsheimen. Christliche Aufgabe sei es, für Frieden und Freiheit zu werben und über den Glauben nicht nur in den inner circles der Gemeinden zu reden, sondern überall, „wo der Herr uns hinstellt, fröhlich die Botschaft zu erzählen.“ Bruckmann wandte sich aber scharf gegen falsch verstandene Toleranz.

Dekan Stefan Redelberger knüpfte an Psalm 126 und die dort geäußerten Bitten um Befreiung aus der Gefangenschaft an. Die Zeit der Euphorie von 1989 sei inzwischen Geschichte. Seitdem hätten die Menschen viel geleistet im Aufeinander-Zugehen. Doch drohe die Gefahr, die Ideologie des Sozialismus gegen die des Kapitalismus auszutauschen. Gott stehe immer auf der Seite der Kleinen und Schwachen und zeige uns damit die Richtung für unser Handeln an. "Der Herr hat Großes an uns getan."

Den thematischen Hauptvortrag hielt ein Zeitzeuge der Wende: Klaus Rudolph, ehemaliger Landesjugendwart und späterer CVJM-Generalsekretär in Sachsen. Stark biographisch gefärbt, zeichnete er zum Teil gar humorvoll die vier Jahrzehnte DDR nach. In den ersten Jahren nach ihrer Gründung sei sie noch kein Unrechtsstaat und in der FDJ-Leitung sogar Christen gewesen. Das habe sich geändert, als unter Stalins Druck SPD und KPD zur SED vereinigt und Restriktionen spürbar wurden. Daraufhin sei eine „Graswurzelbewegung“ entstanden, die sog. „Junge (evangelische) Gemeinde“, die am Ende der DDR-Zeit über 8000 Anhänger zählte.

Ihre „Hymne“, ein Widerstandslied, stimmte Rudolph gleich an: „Wir jungen Christen tragen ins dunkle deutsche Land ein Licht in schweren Tagen als Fackel in der Hand“. Alle animierte er zum Mitsingen des Refrains: „Wir wollen Königsboten sein des Herren Jesu Christ, der Frohen Botschaft heller Schein uns Weg und Auftrag ist.“

Rudolph selbst wurde mit Propagandasprüchen wie „Mit der Sowjetunion siegen lernen“ oder „Nieder mit dem Kapitalismus und den Feinden des Friedens“ vergeblich zu indoktrinieren versucht. Neben Stalins Tod und der Niederschlagung des Arbeiteraufstandes vom 17. Juni 1953 hob er als besonders schwerwiegend die Umwandlung von Privateigentum in gesellschaftliches Eigentum (LPG-Gründungen) hervor, was auch den Friseurladen seines Vaters betraf, sowie die Grenzschließung am 13. August 1961, weil er nicht mehr seine Großeltern im Schwarzwald besuchen konnte.

Bewegend ferner seine hautnah erlebten Eindrücke aus der Wendezeit, vor allem von einer friedlichen Versammlung im Magdeburger Dom, die um ein Haar zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung führte, als draußen Militär zusammengezogen wurde. „Humanität ohne Divinität entartet zur Bestialität.“ Daran habe die DDR schließlich zerbrechen müssen.

Der größte Wendepunkt seines Lebens ist freilich für Klaus Rudolph die Begegnung mit Jesus gewesen. Auf die Frage, für was er in seinem Leben besonders dankbar sei, antwortete er neben dem Verweis auf seine vier Kinder und acht Enkel: „in einem Land mit großer Sicherheit zu leben“. Eigentlich könne er sich nur noch auf die Ewigkeit freuen.

In einer großen Gebetsgemeinschaft wurde sodann dem Himmel Dank abgestattet und Gott als dem Herrn der (deutschen) Geschichte die Ehre gegeben. Auch durften alle Anwesenden auf einer Pinnwand notieren, wofür sie gerade Dankbarkeit empfinden. Es dürfte ganz bestimmt eine lange Liste geworden sein …

Veröffentlicht von Siegfried Bergler am 03.10.2014 auf www.schweinfurt-evangelisch.de

Einen Zeitungsbericht mit Bildern von der Mainpost finden sie hier.

Foto: © Christian Lorch

Aus der Bibel

Und vergiss nicht, was Er dir Gutes getan hat.

 

Psalm 103,2

Ministerpräsident Bodo Ramelow

Der Mauerfall war ein Signal des Friedens und der Freiheit. Eine Grenze fiel, die ich selbst jahrzehntelang für unüberwindbar geglaubt hatte. Das gesamte Grußwort können Sie hier lesen.

Ministerpräsident Daniel Günther

Rund um Lübeck-Schlutrup haben sich im Herbst vor 30 Jahren beeindruckende Szenen abgespielt. Noch heute bekomme ich eine Gänsehaut bei diesen Bilderrn. Das gesamte Grußwort können Sie hier lesen.

Ministerpräsident Michael Kretschmer

© Pawel Sosnowski

Der Fall der Mauer vor 30 Jahren ist vermutlich eines der wenigen Ereignisse in der deutschen Geschichte, wo fast jeder spontan sagen kann, wo er war und was er an diesem Abend gemacht hat. Das gesamte Grußwort können Sie hier lesen.

Christof Hemberger, Diakon, Referent

30 Jahren Einheit:

Noch immer blicke ich staunend und dankbar auf das Wunder der deutschen Einheit. Was der Mensch nicht schaffen kann, das ist für Gott nicht unmöglich!

Maria-Luise Dött MdB, Vorsitzende Bund Katholischer Unternehmer

"Es ist 30 Jahre her, dass sich Menschen aufgemacht haben, um ihren Freiheitswillen, trotz Repressionsgefahr, durchzusetzen. Ihr, Bürger der damaligen DDR, habt uns die Wiedervereinigung unseres Landes geschenkt! Dafür sind wir dankbar! Gemeinsam wollen wir uns daran erinnern und das feiern!"